Da saß ich gut beschirmt im Sommer 2015 (haha: Schirmherrin) auf dem Balkon und habe in einer alten Häuser-Zeitschrift gelesen. Plötzlich flogen die Gedanken.
Unser Körper ist unser Haus (sonst erzähle ich immer gern vom Tempel). Im Laufe von inzwischen 64 Jahren habe ich versucht, alle Zimmer zu erobern, die im Haus sind. Häuser sind auch Häute. Wir gehen für ein paar Wochen im Jahr auf eine Reise außerhalb dieser eigenen Mauern. Warum eigentlich nicht täglich neue Räume durchschreiten, Treppen und Flure erkunden?
Unsere Innenwelt ist spannend. Manchmal ist die Reise anstrengend, schmerzhaft, dunkel, sie ist aber immer auch ein Abenteuer. Wir finden weiße Flecken auf der Landkarte – einsame Landschaften –, finden vielleicht verlassene Behausungen, die es zu füllen gilt.
Wir haben für unsere eigenen inneren Behausungen eine Aufenthaltsgenehmigung. Brauchen die Wände eine neue Farbe in unserer Behausung? Ein neues Kleid? Passen sie noch zu uns oder wohnen wir schon lange in restaurationsbedürftigen Zimmern? In Mietverträgen steht oft der Wunsch: „Alle 7 Jahre neu streichen!“
Und jede Behausung kann dunkel oder hell sein oder beides zugleich, je nach Sichtweise. Jederzeit können wir es ändern. JEDEN TAG! Wohnen wir in einer kleinen Hütte – einsam? In einer Hütte, in einer engen Behausung oder in einem Palast – alles ist im Innen möglich. Und noch ein Gedanke – wenn auch ein altmodischer –, Frauen waren früher für alles verantwortlich, was im Haus passiert. Das sind wir heute immer noch – mehr denn je!
Übertragen heißt das: WIR sind immer noch in der Verantwortung, was in unserem Körperhaus passiert. Und wir haben alle eine kleine Kammer, ein Refugium, das nur uns allein gehört. Diesen kleinen Raum gilt es einzurichten, mit Freude, Mut, Humor und Erinnerungen. „Bitte nicht stören“ können wir an die Tür hängen oder wir lassen uns von Herzensmenschen dort „stören“. Ein Ort, wo wir ganz unter uns sein können. Wo wir Kraft schöpfen können.
Eigen-willig, eigen-sinnig, eigen-artig, welch tolle Worte im positiven Sinn. Eigentum – mein Eigen! Dort sollen wir sein, in der Fülle und nicht im Mangel und mit tristen Wänden. Dann kann die Grenze zwischen Geborgenheit und Abenteuer fließend sein.
Unser Körper gehört uns – unsere Behausung. Sie darf berührt werden und sein. Besitz! Ist unser Körper wie ein wunderbar passendes Kleid, in dem wir uns wundervoll fühlen? Wenn wir uns mehr und mehr bewohnen und lesbar machen, eine tägliche Reise durch unsere Zimmer antreten – wie aufregend kann das sein. Keine Angst vor fremdem Gelände. Wir dürfen die vertrauten Wege verlassen, neue Rastplätze finden. Uns umschauen und STAUNEN!
In diesem Sinne – gehen Sie auf Spurensuche in Ihrem Körperhaus. Ich unterstütze Sie gern dabei!